Aus der Praxis: Gemba-Walk auf der Notfallstation

Wie so oft im Leben: Der erste Eindruck zählt.  

Ob die Patient:innen einen positiven oder negativen Eindruck von ihrem Spital erhalten, hängt oftmals von der Leistungsfähigkeit des Notfalls ab.

Daneben übernimmt der Notfall aber auch aus interner und prozessualer Sicht eine zentrale Rolle ein. Als Triagestation, Zuweiser und 24/7 Service Plattform bildet der Notfall eine zentrale Drehscheibe.

Notfallstationen sind vermehrt die erste Anlaufstelle der Bevölkerung bei Gesundheitsfragen, insbesondere zu Randzeiten und am Wochenende. Für die Spitäler Fluch und Segen zugleich: Richtig geführt, bildet der Notfall den wichtigsten Zuweiser des Spitals und ist für das wirtschaftliche Überleben existenziell. Kommt es zur Überlastung des Notfalls sinkt hingegen die Versorgungsqualität und Patient:innen müssen mit langen Wartezeiten rechnen.

Die Herausforderungen auf dem Notfall sind divers und vielschichtig. Eine reine Prozesssicht ist dabei nicht ausreichend, vielmehr ist der Notfall ein eigenes Ökosystem, in dem Strukturen, Prozesse, Führung und Menschen zusammen eine Symbiose bilden müssen. Dies kann nicht am Reissbrett oder in der stillen Kammer analysiert und optimiert werden, sondern Bedarf eine in Augenscheinnahme vor Ort. Nicht nur einmal, sondern mehrmals, zu verschiedenen Zeitpunkten, bei verschiedenen Gelegenheiten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Probleme adäquat erfasst und adressiert sind.

Erfolgsfaktoren eines Gemba-Walk

Die Analyse und Betrachtung der Prozesse ist nur ein Teil der Betrachtung, jedoch gehören auch der «Faktor Mensch» und die Infrastruktur dazu:

  • Prozessanalyse: Welche Prozesse funktionieren gut? Welche Prozesse funktionieren weniger gut? Warum funktionieren diese weniger gut? Was muss geschehen, damit diese Prozesse auch funktionieren?
  • Führungsstruktur /-verhalten: Was wird vorgelebt? Wie sieht die Umsetzung aus?
  • Zusammenarbeit: Besteht eine interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit oder arbeitet jeder Fachbereich und jede Abteilung für sich?
  • Kulturelle Themen: Stehen Patient:innen und deren Bedürfnisse stets an erster Stelle? Finden private Gespräche statt, welche andere Mitarbeiter:innen stören und für Patient:innen eine unprofessionelle Arbeitsweise vermitteln?
  • Räumliche Begebenheit: Ermöglicht die bestehende Bauweise effiziente und reibungslose Abläufe / Prozesse oder bestehen lange Wege?
  • IT-Systeme: Bestehen die notwendigen Schnittstellen, damit ein effizientes Arbeiten ermöglicht werden?
  • Datenschutz: Kann in den Behandlungsräumen der Datenschutz gewährleistet werden, so dass sich die Patient:innen wohl fühlen?

Ob Gemba-Walks unternehmensintern oder durch eine externe Unterstützung durchgeführt werden, ist gut zu überlegen. Wie alles haben auch hier beide Herangehensweisen ihre Vor- und Nachteile. Unsere Erfahrung zeigt, dass die externe «neutrale Stelle» langfristig erfolgsversprechender ist, da u.a. ein möglicher Kontroll-Eindruck durch Arbeitskolleg:innen vermieden und blinde Flecken aufgedeckt werden. Transparenz und Offenheit gepaart mit einer wertschätzenden Grundhaltung sind ein Muss für fruchtbare Erkenntnisse.

Bei Fragen steht Ihnen Julia Langguth als zertifizierte Lean Healthcare Expertin zur Verfügung.