Dienstag, 07.04.2020: Die Kunstpause – was für ein Glück!

Inzwischen bin ich Herrin meiner Zeit! Nicht nur die räumliche, sondern auch die zeitliche Trennung von Arbeitswelt und Freizeit hat sich aufgeweicht und ich bin deutlich flexibler. So ertappe ich mich nicht selten, dass ich auch mal nach Feierabend arbeite oder während der Arbeit Privates erledige. Oder ich sitze da und habe keine Ahnung, was ich auf Papier bringen will. Ich atme tief – vergisst man oft. Ich beginne – womit? Ich mache mich locker und sage mir: alles wird gut. Klappt nicht. Ich lasse mich ablenken. Wie bitte? Trotz Ahnungslosigkeit und trotz Zeitdruck? Absolut!

«Nichtstun ist besser als mit viel Mühe nichts schaffen», wusste schon Laotse.

In unserer «Immer-auf-Zack-Welt» können wir den Leerlauf kaum aushalten, aber genau diesen soll und darf man zulassen. Ich geniesse sie – diese Kunstpause. Früher traf ich jeden Abend Kollegen, heute verabrede ich mich mit mir und meinem Leben und lasse den Abend im Garten ausklingen.

 

Homeoffice - Zeitung und Zeit vergeht anders

Homeoffice – Die Zeit vergeht anders

Meine neue Flexibilität lehrt mich auch die Kunst der Improvisation. Manchmal entsteht aus einem Geistesblitz Geniales. Heute ist das nicht der Fall. Ich höre auf zu schreiben und mache anderswo weiter. Eben war ich noch so schön in Schwung und jetzt stolpere ich. Wie geht es weiter? Keine Ahnung. Früher war das schlimm für mich, heute irgendwie befreiend.

„In der dritten Woche Homeoffice kann ich diese Leere wertschätzen.“

Wenn ich mal nichts muss, alles so dahinplätschern lassen oder einfach mal Luftlöcher in den Himmel starren kann, merke ich plötzlich, dass mir gar nichts fehlt. Ausser jetzt gerade den nötigen Kreativitätsschub. Besser, ich komme zum Ende, aber halte noch fest:

Auch die Natur erholt sich gerade, während Konsum- und Mobilitätsaktivitäten zurückgefahren wurden. Höchste Zeit, auch meinen Lebensstil zu überdenken. Und ich lerne: Nichts los – was für ein Glück!

 

Ein Beitrag von Jasmin Wyss