Was sind die Auswirkungen von Ökosystemen auf die Gesundheitsbranche?
Der Strukturwandel im Spital- und Leistungserbringermarkt geht vorwärts. Alterszentren, Spitäler, Versicherungen, Medizinaltechnik und Pharma sind alle auf die eine oder andere Art und Weise davon betroffen. Gleichzeitig erhalten diese etablierten Organisationen grosse Konkurrenz von jungen Start-ups mit neuen Ideen, grosser Dynamik und viel Wille zur Veränderung. Wirtschaftliche Faktoren werden immer wichtiger und erreichen inzwischen auch die hintersten und spezialisiertesten Winkel der Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig handelt es sich bei der Gesundheitsbranche nach wie vor um einen attraktiven Markt mit einer aussichtsreichen Zukunftsperspektive. Aber, wo kommen bei all diesen Faktoren Ökosysteme ins Spiel? Inwiefern sind sie für die Gesundheitsbranche überhaupt relevant?
Was die Gesundheitsbranche, im Gegensatz zu anderen Bereichen, bereits inhärent mit sich bringt, ist die Modularität. Es ist für Patienten selbstverständlich, dass sie während ihres Genesungsprozesses mit den verschiedensten Akteuren interagieren. So gehen sie vom Hausarzt zum Spezialisten zum Spital, stehen mit ihrer Versicherung in Kontakt, um danach in die Reha und Physiotherapie zu gehen, während sie vielleicht Zuhause noch Unterstützung von der Spitex benötigen, bevor sie beim nächsten regulären Termin ihrem Hausarzt von ihrer Odyssee zur Besserung berichten. Dass die Gesundheitsbranche diesen, hier grob vereinfachten, Prozess so kennt und lebt, ist nicht selbstverständlich und bringt ihr einen grossen Vorteil beim Aufbau von Ökosystemen ein. Denn obwohl diese verschiedenen Akteure eigentlich unabhängig voneinander bestehen, ermöglichen sie bereits heute eine ineinandergreifende Versorgung ihrer Patienten. Der Aufbau eines Ökosystems wird dadurch um ein Vielfaches erleichtert, weil die verschiedenen potenziellen Ökosystem Partner mit dem Prinzip eines ineinandergreifenden bzw. aufeinander aufbauenden Angebots bereits vertraut sind.

Der Weg ist aber nicht ganz so eben wie vorher exemplarisch dargestellt. Einerseits bestehen gewisse rechtliche Einschränkungen, die die Zusammenarbeit zwischen Akteuren erschweren, und andererseits kommen gewisse finanzielle Hürden dazu, welche Anreize für einen Alleingang setzen. Diese beiden Dinge werden aber häufig überbewertet und Akteure fallen in einen Status Quo Bias. Denn im ersten Moment kostet Veränderung vor allem, bevor man davon profitieren kann.
Die Gesundheitsbranche wird jedoch bald einen Punkt erreichen, an dem Organisationen, die an Ort und Stelle verharren, schnell keine oder sehr eingeschränkte Zukunftsperspektiven haben, wie z.B. der Fall, wenn ein Spital Leistungsaufträge verliert. Ökosysteme bringen hier völlig neue Möglichkeiten und Optionen ins Spiel.
Für alle Branchen gilt, dass in einem Ökosystem einerseits Investitionen und andererseits das damit verbundene Risiko unter den Ökosystempartner aufgeteilt werden können.
Für die Gesundheitsbranche besonders relevant, ist jedoch der Vorteil der Erweiterung der Kundenbasis. Damit ist nicht nur die Erhöhung der Menge gemeint, sondern vor allem auch die Möglichkeit der Vertiefung oder Erweiterung von Angeboten. Ökosysteme ermöglichen es Organisationen gemeinsam neue Angebote zu entwickeln, die ihre Patienten früher, länger oder intensiver begleiten. Die finanziellen Hürden, die im ersten Moment einen Alleingang der Organisationen begünstigen, können dann sogar zum Katalysator für Ökosysteme werden und Organisationen ermöglichen unabhängiger davon zu werden.