Habe ich in 5 Jahren noch einen Hausarzt / eine Hausärztin?

Die Hausarztmedizin im Schweizer Gesundheitswesen steht vor grossen Herausforderungen. Der demographische Wandel und der Ärztemangel verschärfen diese zunehmend.

Wie verhält sich der demographische Wandel in der Schweiz?

Das grösste Wachstum in der Schweizer Bevölkerung in Prozent findet bei der älteren Generation statt, somit ist klar: Auch die Schweiz altert. Das ist zwar keine Neuigkeit, trägt aber wesentlich dazu bei, dass der Bedarf an hausarztmedizinischer Versorgung weiter steigen wird. Gemäss Studien könnten in einer Hausarztpraxis rund 90% der Gesundheitsprobleme und medizinischen Beschwerden behandelt werden, was einen positiven Einfluss auf die steigenden Gesundheitskosten hätte. Denn Behandlungen in Hausarztpraxen generieren, aufgrund tieferer Infrastruktur- und Personalkosten, weniger hohe Kosten als jene in Spitälern. Dies kann jedoch zunehmend nicht mehr angeboten werden, da in der Schweiz mehr Hausärzt:innen in Pension gehen als junge Ärzt:innen den Berufszweig «Hausarztmedizin» wählen. Diese Entwicklung vergrössert die Lücke an hausarztmedizinischen Ressourcen. Heute entscheiden sich nur rund 20% der Absolvent:innen für die Hausarztmedizin, aber für die Vermeidung eines Engpasses bräuchte es ca. 40%.

Wie sieht der Status Quo in der Hausarztmedizin aus? Ist dies in der Tat so angespannt, wie es überall zu lesen ist?

Ja das ist es! Als Beispiel wurden für die Kantone Aargau, Bern und Zürich die anstehenden Pensionierungen in der Hausarztmedizin von uns analysiert. Wir haben festgestellt, dass bereits heute zwischen 15-22% der praktizierenden Hausärzt:innen im Pensionsalter sind. In den nächsten 5 Jahren sind es zwischen 29-38% und in 10 Jahren sogar rund 50%. Diese Entwicklung betrifft die ländlichen Regionen mehr als die urbanen Gebiete. Da die Ärzt:innen, welche sich für die Hausarztmedizin entscheiden, tendenziell eher in der Stadt oder Stadtnähe arbeiten, steigt das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage stärker in den ländlichen Gebieten.

Die Konsequenz des «Aussterbens der Hausarztmedizin» ist klar: Die Notfallstationen der Spitäler werden überrannt, was zur Folge hat, dass die bestehenden Infrastrukturen der Spitäler nicht ausreichen werden. Durch diese Verkettung droht eine nicht mehr zu gewährleistende Grundversorgung, vor allem in den ländlichen Regionen.

Wie könnten künftige Lösungsansätze aussehen? Seien Sie auf unseren nächsten Blogbeitrag gespannt.