In den vergangenen Wochen ist man dem Wort Strategie des Öfteren begegnet: Exit-Strategie, No-Covid-Strategie, Strategie 2035 u.v.m. Können Sie den Begriff Strategie definieren, ohne dass Sie in die Massnahmen-Falle tappen? Ist gar nicht so leicht wie gedacht.

Ein kleiner Test: Entscheiden Sie, ob die untenstehenden Aussagen eine Massnahme oder eine Strategie sind:

  • Wir steigern den Markanteil durch einen professionellen Marketingauftritt.
  • Durch die aktive Förderung und den Ausbau der F&E Abteilung können wir die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
  • Um die Kundenbindung zu steigern, bieten wir vermehrt Rabatt-Angebote für Member an.
  • Mit der Entwicklung eines neuen Preis-Leistung-Modells erhöhen wir die Kundenbindung. 

Und … haben Sie herausgefunden, dass es sich bei allen Aussagen um Massnahmen und keine Strategien handelt? Der Unterschied einer Massnahme und einer Strategie ist, dass eine Strategie ein möglicher Zielzustand ist und die Massnahme das «Womit».

Unter dem Begriff Strategie werden die Organisationsziele (strategische Ziele) und die Gesamtheit der Massnahmen, um Ziele zu erreichen, verstanden. Bei der Strategie geht es darum, was wir jetzt tun werden, um die Zukunft zu unserem Vorteil zu gestalten und nicht eine langfristige und starre Ausrichtung zu definieren.

Bevor nun die Zukunft geplant werden kann, muss der Status Quo aufgezeigt werden. Im Anschluss erfolgt nicht die Definition der notwendigen Massnahmen, sondern zuerst das Definieren der Ziele. Diese Definition zeigt auf, wohin das Unternehmen will. Dann erfolgt die Definition der Strategie. Es lohnt sich verschiedene strategische Optionen zu erarbeiten. Erst dann beginnt die Definition und Planung der Massnahmen. Somit entsteht folgende Reihenfolge: 

  1. Ziele: Definiert das «Wohin» – wohin will ich (Umsatz, Kundenzufriedenheit) definiert die Zielgrössen, die ich realisieren will
  2. Strategie: Definiert das «Wie» – mit welchem Zielzustand, den ich herbeiführen möchte, erreiche ich die Ziele idealerweise
  3. Massnahmen: Definiert das «Womit» – mit welchen Massnahmen wird geplant, um den Zielzustand zu erreichen, also die Strategie

Strategiemysterium

War das nun zu theoretisch für Sie? Hier an einem einfachen, alltäglichen Beispiel erklärt: 

  • Ausgangslage: Sie möchten weniger CO2 produzieren. 
  • Massnahme: Weniger Auto fahren, mehr die Öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
  • Strategische Option: Umstrukturieren der Lebensgewohnheiten mit weniger Nutzung des Autos.

Idealerweise stellen Sie sich Ihre Strategie als Geschichte vor, ohne dabei an die Massnahme zu denken: 

«Ich gehe seit einer Woche mit dem Zug zur Arbeit. Während der Zugfahrt kann ich bereits meine ersten Geschäfts-Mails lesen und beantworten. Am Abend mache ich zur selben Zeit Feierabend, bin aber 30 Minuten früher zu Hause, da ich nicht mehr im Stau stehe. Am Wochenende nutzen wir als Familie das Auto gleich oft wie vorher, da es für viele Ausflüge einfacher und kostengünstiger für uns ist.»

Erfolgsentscheidend ist, dass Sie eine stimmige, bildlich vorstellbare Geschichte erhalten. Diese zeigt Ihnen auf, dass Ihre Idee durchdacht ist. Eine nicht durchdachte und haltlose Massnahme ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. 

Viele Unternehmen laufen Gefahr, dass sie zu viele Projekte haben, die Ressourcen verschwenden, nicht enden und kein Ausweg gesehen wird. Und was ist der Grund dafür? Die Strategie fehlt! Der Zielzustand ist nicht bekannt und kann somit keine Orientierung bieten. Ohne klare Strategie können nicht die richtigen Massnahmen definiert werden. Mit einer klaren Strategie sorgen Sie für Fokussierung, Orientierung aller Beteiligten und einen effektiven Ressourceneinsatz. 

Stellen Sie sich bei der nächsten Strategiediskussionen folgende Frage: «Ist allen klar was im Unternehmen erreicht werden will, sprich ist allen Beteiligten das «Wie» klar?» Wenn dies nicht der Fall ist, muss zuerst das «Wie» geklärt werden, bevor über das «Womit», also die Massnahmen, diskutiert werden kann.