In unserer Serie zum Thema «Ökosysteme» sind wir bereits auf verschiedenste Aspekte von Ökosystemen eingegangen. Definition, Nutzen und Voraussetzungen wurden geklärt. Das heisst, in der Theorie wissen wir, wovon wir sprechen. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Wie werden Ökosysteme konkret und wo kann Ihr Unternehmen ganz praktisch anknüpfen oder vielleicht sogar ein eigenes Ökosystem starten? Reichen einfach ein paar coole Partner und eine spannende Idee? Leider nein, denn eines der wichtigsten Puzzleteile, um mit einem Ökosystem von der Theorie in die Praxis zu kommen, fehlt uns noch: die Strategie.
Genauso wie ein Unternehmen eine Marketing-, Supply-Chain oder Produktionsstrategie hat, sollte es auch eine Ökosystem Strategie haben. Dafür kommen wir wieder auf die Win-Win-Win-Formel aus dem letzten Artikel zurück.
Erst wenn für alle drei Parteien, das eigene Unternehmen, weitere am Ökosystem beteiligte Unternehmen und Kunden, der Mehrwert klar ersichtlich ist, macht ein Ökosystem Sinn.
In Bezug auf die Ökosystem Strategie eines einzelnen Unternehmens bedeutet dies, dass sich das Unternehmen zwei Dinge im Detail überlegen muss. Erstens muss sich ein Unternehmen darüber im Klaren sein, welchen konkreten Nutzen oder welche Vorteile es sich aus einem Ökosystem erhofft. Zweitens muss sich das Unternehmen Gedanken dazu machen, welchen Mehrwert es selbst möglichen Ökosystem Partnern bieten kann.
Die entscheidende Frage dabei ist: warum sollte eine Ökosystem Partnerschaft eingegangen werden? Umso besser und genauer diese zweiseitigen Erwartungen vom Unternehmen ausgearbeitet werden können, umso eine wirkungsvollere Ökosystem Strategie kann formuliert werden.
Nun zu Beginn dieses Artikels haben wir gesagt, dass die Strategie der Schlüssel ist, um Ökosysteme konkret werden zu lassen. Was müssen wir uns nun also ganz praktisch unter Mehrwert oder Vorteilen eines Ökosystems für ein Unternehmen vorstellen, unabhängig davon, ob dies unser eigenes oder ein anderes Unternehmen ist? Wie so oft, gibt es dafür nicht die eine richtige Antwort.
Es kann um Fachexpertise, eine bisher nicht erreichte Kundenbasis, die Verwendung einer neuen Technologie, das Teilen von Entwicklungskosten, einen anderen Branchenfokus, spezifisches Know-how oder alles zusammen gehen. Entscheidend ist nicht der konkrete Nutzen, sondern das Bewusstsein dafür, damit ein für alle Parteien gewinnbringendes Ökosystem aufgebaut werden kann. Denn schlussendlich geht es bei Ökosystemen nicht einfach um ein trendiges Schlagwort, sondern um die Sicherung der Unternehmensexistenz. James F. Moore hat schon vor fast 30 Jahren die Situation mit den folgenden Worten auf den Punkt gebracht hat: «Oberflächlich betrachtet ist der Wettbewerb zwischen Ökosystemen ein Kampf um Marktanteile. Aber unter der Oberfläche sind diese neuen Wettbewerbskämpfe ein Ringen darum, wer die Zukunft lenken wird.»
Eine strategisch vorteilhafte Position als Unternehmen in diesem Wettbewerb der Ökosysteme ist also kein «nice to have», sondern ein absolutes «must have», wenn man Teil der Zukunft sein möchte.
Und wo bleibt bei all diesem Ringen und Kämpfen der Kunde? Heisst es nicht «der Kunde ist König»? Keine Sorge, kommende Woche werden wir im sechsten Artikel unserer Serie zum Thema «Ökosysteme» genau auf das eingehen. Bleiben Sie gespannt.