Ob Baum oder Change: Beides braucht eine Verankerung

Im Change Management gibt es unterschiedliche Phasen. Im Wesentlichen erfolgt zuerst die Vorbereitung, dann der Change und am Schluss die Nachbereitung. Der Grossteil der Ressourcen fliesst oft in die Vorbereitung des Change Projekts und in den Change selbst. Der Nachbereitung wird meist kaum bis keine Beachtung geschenkt. NACHhaltiger Wandel setzt jedoch eine saubere NACHbereitung des Changes voraus. Mit sauberer Nachbereitung ist dabei die Verstetigung bzw. feste Verankerung der Veränderung in der Organisation gemeint. Diese Verankerung findet nicht von einem Tag auf den nächsten statt, sondern erfordert, wie der Change selbst, viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Dieser Aufwand wird häufig unterschätzt. Ohne ihn wird jedoch riskiert, dass der gesamte zuvor erzielte Projekterfolg wieder verloren geht.

Was geschieht nun in einer Organisation, wenn eine saubere Nachbereitung und die Verankerung fehlt? Die Mitarbeiter:innen verfallen oftmals wieder zurück in alte Verhaltensweisen. Trotzdem ist es auch heute noch so, dass Organisationen sehr viel Zeit und Energie in die ersten beiden Phasen (Vorbereitung und Change) bzw. in die Initiierung, Konzipierung, Mobilisierung und Umsetzung der Veränderung investieren. Die letzte Phase (Nachbereitung, bzw. die Verankerung) aber tendenziell vernachlässigen. Eine fehlende, saubere Verankerung hat jedoch oftmals schwerwiegende Folgen. Denn diese stellt sicher, dass die vorhergehenden Investitionen an materiellen, wie zeitlichen Ressourcen nicht umsonst waren.

Stellen wir uns das am Vorhaben «Baumpflanzen» vor:

Die Vorbereitung beginnt meist am Küchentisch. Wo im Garten soll der Baum gepflanzt werden? Obst- oder Zierbaum? Nadel- oder Laubbaum? Sobald der entsprechende Platz und der favorisierte Baum gefunden wurden, wird das Loch ausgehoben. So ist alles bereit für das Einpflanzen – den Change. Mit der Nachbereitung beginnt jedoch die Arbeit erst richtig. Oder haben Sie schon Bäume im Garten gesehen, die ohne Giessen und regelmässiges Zurückschneiden in der ersten Woche direkt 20 Äpfel erzeugen? Wir auch nicht! Was also braucht der Baum? Reichlich Wasser, ab und zu Dünger, regelmässige Baumpflege und viel Zeit. Zeit, Wurzeln zu schlagen, sich zu verankern, sodass der Baum nicht beim ersten Sturm umfällt. Und Zeit, um später Früchte tragen zu können. Bei einem Baum sieht man schnell, wenn er mehr Pflege und Aufmerksamkeit braucht: Die Blätter welken oder er wirft weniger Obst als im Vorjahr ab.

Aber wie sieht dies bei den Mitarbeiter:innen aus? Auch Mitarbeiter:innen brauchen in einem Change-Prozess, in der Nachbereitung, Zeit. Es kann durchaus sein, dass Abläufe über Jahre hinweg immer gleich gemacht wurden und plötzlich sehen diese ganz anders aus. Die Mitarbeiter:innen müssen sich mit dem Neuen vertraut machen, Sicherheit gewinnen und die Prozesse neu verankern. Sie brauchen regelmässig die Möglichkeit ihr Befinden mitteilen zu können. Dies kann z.B. durch Gespräche oder mittels Umfragen geschehen.

Also denken Sie dran, die Phase 1 und 2 kann noch so gut geplant und umgesetzt werden, wenn der Phase 3, die Nachbereitung und Verankerung, zu wenig Zeit eingeräumt wird, sind die ersten beiden Phasen hinfällig und der Baum wird nie die erhofften Früchte tragen…

Im nächsten Beitrag vertiefen wird das Thema «Stakeholder-Umfrage» in Bezug auf die Auswirkung auf die Mitarbeiter:innen als Individuum wie auch auf die Auswirkung auf eine Organisation.