Was ist Ambidexterity?
Ambi… – was? Die erste Herausforderung liegt in der Aussprache dieses auf den ersten Blick komplex wirkenden Wortes. Der Begriff „Ambidexterity“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet „beide Male die rechte Hand“, wird mit „Beidhändigkeit“ übersetzt und hat jedoch seinen Ursprung in der Medizin bzw. Biologie. Trotz verschiedenster Definitionen besteht ein gemeinsames Grundverständnis, dass Ambidexterity den Widerspruch zweier Variablen bzw. Grössen, die sich gleichermassen gegenseitig bedingen, beschreibt.
In der Praxis sind Unternehmen mit Zielkonflikten und damit verbundenen Dualitäten konfrontiert. Beispiele hierfür sind u.a. strategischer Vision und operativer Exzellenz, Effizienz und Flexibilität, inkrementellen und diskontinuierlichen Innovationen, oder Exploitation und Exploration.
Vor allem in Krisenzeiten, wie der derzeitigen Corona-Krise, ist die Absicherung der Anpassungs- und Überlebensfähigkeit eines Unternehmens eine zentrale Herausforderung.
Unternehmen müssen sich dem Marktumfeld anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Digitalisierung von Geschäftsmodellen oder die dynamische Wettbewerbssituation sind nur zwei aktuelle Beispiele, die aufzeigen, dass die internen und externen Herausforderungen Unternehmen dazu zwingen, exploitative und explorative Strategien und Massnahmen zur Sicherstellung des kurz- und langfristigen Erfolgs zu fokussieren.
Während der einseitige Fokus auf die Exploitation (business-as-usual / Fokus auf heute) bzw. Exploration (Innovation / Fokus auf morgen) vielen Unternehmen leicht fällt, jedoch für den nachhaltigen Fortbestand von Unternehmen kontraproduktiv ist, ist eine simultane Berücksichtigung beider Aktivitäten mit Zielkonflikten verbunden (z.B. Ressourceneinteilung innerhalb eines Unternehmens). Ambidexterity beschreibt somit die simultane Betrachtung von Exploitations- und Explorationsfähigkeit eines Unternehmens. Diese Balance wird (leider) bisher lediglich von wenigen Unternehmen erfolgreich praktiziert.